Aufruf zur Zwischennutzung der ehemaligen Galopprennbahn
Die ehemalige Bremer Galopprennbahn steht weiterhin für kreative, sportliche, kulturelle und soziale Zwischennutzungen offen. Unter dem Namen galop de porc sammeln sich alle Zwischennutzungen. Es können laufend Ideen, Projekte und Konzepte für eine zeitlich befristete Nutzung des Areals eingereicht werden.
Gesucht werden Vorhaben, die sich eigenständig umsetzen lassen, einen provisorischen Charakter haben und nach Ende der Nutzung wieder rückgebaut werden können. Sollten die Projekte auch in die langfristige Planung passen, kann auch eine Verstetigung angestrebt werden.
Das Gelände bietet knapp 25.000 Quadratmeter Freifläche – vielseitig, unbebaut und mit viel Raum für Experimente. Willkommen sind Akteur*innen aus Bremen und Umgebung, die Lust haben, das Areal mitzugestalten und Neues auszuprobieren.
Weitere Informationen zu Verfahren, Kriterien und Ansprechpartner*innen findet ihr/ finden Sie auf dieser Homepage.
Warum eigentlich Galop de Porc?
„Galop de Porc“ heißt ins deutsche übersetzt Schweinsgalopp und steht umgangssprachlich für einen schnellen Ablauf oder Verlauf. Es können im Rahmen der Zwischennutzung Ideen im “Schweinsgalopp” umgesetzt werden, ohne dass ein langwieriger Entscheidungsprozess abgewartet werden muss.
Organisation der Zwischennutzung
Die Zwischennutzung auf dem Gelände der ehemaligen Galopprennbahn wird von der ZwischenZeitZentrale Bremen (ZZZ) organisiert und begleitet.
Die Möglichkeit zur Zwischennutzung besteht so lange, bis eine endgültige, langfristige Planung für das Areal oder für Teilflächen beschlossen ist.
Die ZZZ prüft eingereichte Ideen und Konzepte, stimmt diese mit den festgelegten Kriterien und einer Lenkungsrunde ab. Durch einen Antrag bei der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Häfen wird über die Vergabe entschieden. Während der gesamten Projektlaufzeit unterstützt und begleitet die ZZZ die Nutzer*innen – von der ersten Anfrage bis zum Abschluss der Nutzung.
Geschichtliche Details
Nachdem der Pferderennsport im 19. Jahrhundert in Bremen noch auf provisorischen Bahnen stattfanden, wurde von 1905 bis 1907 die Galopprennbahn in der Vahr mit Tribüne und Restaurant als fester Veranstaltungsort errichtet. Die Anlage des Bremer Rennvereins galt als eine der modernsten zu dieser Zeit.
Ihr heutiges Erscheinungsbild erhielt die Galopprennbahn nach Bränden, Renovierungen und Umbauten schließlich 2005 mit dem Bau des Atlantic Hotels und der Ansiedlung des Golfplatzbetreibers GolfRange. Auf der Tribüne konnten bis zu 1.000 Zuschauer die Rennen verfolgen und auf den benachbarten Rasenflächen war zudem Platz für viele weite Besucher*innen. Das letzte Rennen auf der Anlage fand in Zwischennutzung 2021 statt.
2016 beschloss der Senat der Freien Hansestadt Bremen das Gelände für eine Wohnbebauung mit ca. 1.000 Wohnungen umzuwidmen. Dies nahm Überlegungen der Neuen Heimat aus den 60er Jahren wieder auf. In der Folge wurde dem Rennverein nur noch eine Zwischennutzung des Geländes in Aussicht gestellt und die Golf Range für den vorzeitig gekündigten Pachtvertrag entschädigt. Hiergegen regte sich Widerstand der 2019 in einem Bürgerentscheid über die zukünftige Nutzung mündete. Mit der Entscheidung für ein Ortsgesetz, das eine Nutzung zu den Zwecken der Kultur, Freizeit, Natur und des Sports vorsieht, endete der Bürgerentscheid.
Mit Blick auf die jetzige Zwischennutzung und der Entwicklung langfristiger Ideen lohnt zudem ein Blick in die Vergangenheit der Rennbahn. Diese wurde immer wieder auch für andere Zwecke als ihrem ursprünglichen Bauzweck genutzt. So war während der Weltkriege und nach ihrem Ende nicht an Pferderennen zu denken. Vielmehr wurde nach Ende des zweiten Weltkrieges die Tribüne abgerissen um dringend benötigtes Brennholz zu gewinnen. Das Gelände der Rennbahn diente aber vor allem auch für verschiedene andere Veranstaltungen als dem Pferderennsport. So fand hier rund um die 2000er Jahre das Familienfestival „Happy Family“ statt. Und auch zur WM 2014 fand auf dem Areal ein Public Viewing statt.
Mit Beschluss vom 25.09.2019 soll ein Runder Tisch, unter Vorsitz der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau, moderiert durch Simone Neddermann und Prof. Dr. Klaus Selle, für die langfristige Nutzung des Geländes eine Lösung finden. Der Runde Tisch brachte Klarheit, welche Nutzungsbausteine den zukünftigen Park auszeichnen sollen.
In einem Werkstattverfahren traten drei Büros in den wettbewerb um die besten Ideen ein. Hieraus ging der Siegerentwurf hervor, Mit dem Titel: „Ein Park im Werden“ setzte sich das Rotterdamer Büro West 8 durch.
Struktur des Geländes
Die Galopprennbahn liegt im Bremer Osten eingebettet zwischen den Stadtteilen Neue Vahr und Sebaldsbrück. Die Ludwig-Roselius-Allee begrenzt die Rennbahn gen Süden, die Wilhelm-Busch-Siedlung nach Osten. In Richtung Norden liegt zwischen der Neuen Vahr Süd und der Rennbahn ein kleines Waldstück und wirkt dadurch als natürliche Begrenzung der Rennbahn.
Gliederung der Galopprennbahn
Das Gelände gliedert sich grob in 5 Teilbereiche.
- Der Bereich des ehmaligen Golfabschlags bildet den westlichen Teil. Das Terraine ist hier leicht steigend und im Winter sammeln sich in Kuhlen Wasserpfützen. Auch heute kann hier noch gegolft werden.
- Der östliche Innenbereich wird 2025 zu einem Klimawald entwickelt und steht der Zwischennutzung dann nicht mehr zur Verfügung. Hier sollen kleine Waldwege den aufwachsenden Wald erlebbar machen.
- Der Bereich der Galopprennbahn und der Hindernisbahn. Dieser Bereich ist umlaufend um die gesamte Fläche. Die einzelnen ehemaligen Rennbahnen sind jeweils ca. 25m breit. Die Bahnen werden durch sog. Rails voneinander und nach innen und außen abgegrenzt. Hier soll das grüne Band entstehen. Weiterhin soll auch die Struktur der Rennbahn erkennbar bleiben. Das grüne Band wird auch den Charakter von Projektflächen beibehalten.
- Der Bereich der historischen Tribüne und Nebenanlagen, wie eine gepflasterte Aufstellfläche für Zelte bieten einen weiten Blick über das Gelände. Hierfür wurde ein hölzerner Aussichtsturm aufgestellt. Die gepflasterte Fläche wurde 2021 zur Bürger:innenfläche erklärt, welche niedrigschwellig gemietet werden kann. Vor der Tribüne befindet sich eine zur Rennbahn abfallende Rasenfläche.
- Das Gebäude der ehemaligen Golf-Range ist das einzige Gebäude auf dem Gelände. Hier sind sowohl Infrastrukturen (Strom, Wasser) zu finden, wie auch Lagerräume, Toiletten, ein Büro sowie ein Besprechungsraum. Das Gebäude soll für alle Zwischennutzer*innen zugänglich sein, dies schließt eine exklusive Nutzung aus.

Zugänglichkeit
Inzwischen öffnet ein neuer Querungsweg das Gelände und verbindet die zuvor getrennten Ortsteile Sebaldsbrück und Vahr. Der Querungsweg ist ein öffentlicher Weg. Der Zugang der gesamten Fläche ist nur im Rahmen der Zwischennutzungen geöffnet. Als Teilnehmer:in des Projekts Walk&Talk kann der umlaufende Weg beschritten werden.
Die Zwischennutzung und Beantragung
Aufgerufen zur Zwischennutzung auf der Fläche ist jede*r. Ausgefallene Ideen sind genauso erwünscht wie naheliegende Nutzungszwecke. Wichtig ist, dass sich die Nutzungs- und Projektvorschläge an dem hier vorliegenden Kriterienkatalog orientieren und eigenständig umgesetzt und betreut werden.
Ablauf
- Begehungen und Besichtigungen auf dem Areal
- Antragsstellung (ZZZ Bremen) und SWAE
- Warten auf den Bescheid
- Vertragsabschluss
- Durchführung der Veranstaltung
- Abbau
Folgende Kriterien dienen als Grundlage für einen positiven Bescheid:
- Hinweis, die Kriterien befinden sich derzeit in Überarbeitung und können bei der ZZZ angefragt werden.
- (galopdeporc@zzz-bremen.de)
Antragsverfahren
Bitte melden Sie sich bei der ZZZ mit der Bitte um Zusendung des Antragbogens.
Besichtigungen und Kontakt
Wir bieten gerne individuelle Besichtigungen an. Bitte sende eine Interessensbekundung an galopdeporc@zzz-bremen.de.
Zukünftige Entwicklung der Rennbahn
Die Zwischennutzung der ehemaligen Galopprennbahn ist inzwischen Teil einer weitergedachten Gesamtstrategie. Das Werkstattverfahren zur Zukunft des Areals wurde abgeschlossen, und auf dieser Grundlage liegt ein Rahmenplan für die langfristige Entwicklung vor.

West 8 – Rahmenplanentwurf
Der Prozess wurde von einem breiten Kreis aus Politik, Verwaltung, Initiativen, Fachplanerinnen und Bürgerinnen begleitet. Die Ergebnisse unterstreichen die besondere Qualität der Rennbahn als Grünraum, Freizeit- und Begegnungsort für die Stadtgesellschaft. Für diese Arbeit wurde das Projekt 2024 mit dem Bundespreis Stadtgrün ausgezeichnet.
Die Zwischennutzungen bleiben auch weiterhin ein wichtiges Element: Sie ermöglichen es, das Gelände lebendig zu halten, neue Ideen zu erproben und Erfahrungen für die langfristige Entwicklung zu sammeln. Projekte, die sich bewähren und in die Zielsetzungen des Rahmenplans passen, können so zu dauerhaften Bestandteilen der künftigen Nutzung werden.